Unsere Lieblinge Samur und Katinka

Hallo liebe Raubkatzen-Freunde,

wer mein Buch schon gelesen hat, dem sind sicher die vielen Fotos von den Sibirischen Tigern Samur und Katinka aus dem Tiergarten Nürnberg aufgefallen. Leider haben die zwei kein eigenes Kapitel bekommen. Ich musste mich entscheiden welche " gestreifte " Geschichte für die Leser am interessantesten sein könnte und das war die, über die kleine Suria aus der Tigeroase in der Nähe von Bratislava (Slowakei).

Das ist auch ein Grund, warum ich mich entschieden habe einen Blog zu starten. ( Siehe Folge 1 - " Neue Partnerin für Ratu")  Jetzt kann ich alles nachholen, wofür in dem ersten Teil meines Buches kein Platz mehr war.  Erster Teil? Wird es also eine Fortsetzung geben? Ja, vielleicht. Das wird aber natürlich wieder einige Zeit dauern. Es gibt über 30 Raubkatzenarten und ich habe erst über 13 davon geschrieben, dazu kommen noch Hybridrassen und viele interessante Einrichtungen, die ich noch besuchen möchte. ( Siehe Folge 2 - " Es geht weiter")

 

Aber zurück zu Samur und Katinka. Es gibt vieles, was ich über die zwei schreiben könnte, das wäre für einen Blogeintrag aber viel zu lang, also muss vorerst eine Art Steckbrief reichen.

 

Katinka kam zuerst nach Nürnberg - am  27. Mai 2013. Für das EEP (Europäisches Erhaltungsprogramm) ist sie ein sehr wertvolles Tier, da sie direkt von Wildtieren abstammt. Sie wurde am 7. Mai 2011 im Zuchtzentrum für bedrohte Tiere, eine Außenstation des Moskauer Zoos (ca. 100 km außerhalb von Moskau), geboren. Ihre Eltern Zhenya und Baryschnja waren also keine Zootiere und auch Katinka und ihre zwei Geschwister hatten nach ihrer Geburt kaum Kontakt mit den Menschen. Sie ist zwar schon in menschlicher Obhut geboren worden, ist aber eher mit einem Wildtier zu vergleichen. 

 

Aller Anfang ist schwer, so musste sich die junge Tigerdame erst langsam in Deutschland an den Kontakt mit ihren Pflegern und den Zoobesuchern  gewöhnen, was natürlich nicht gerade einfach war. Sie war verängstigt, hat sich versteckt oder reagierte sehr aggressiv. Für Tiere, die schon in mehreren Generationen in Zoos aufwachsen, ist der tägliche Kontakt mit Menschen etwas selbstverständliches, sie lernen es auch von ihrer Mutter, dass keine Gefahr droht, wenn sie selbst ruhig bleibt. So genommen ist es schon ein kleiner Teil von einer  Domestizierung, wie ein russisches Langzeitexperiment mit Wildfüchsen in menschlicher Obhut zeigte.

Schon ziemlich am Anfang dieses Experiments suchten die Fuchswelpen die Nähe zum Menschen und nach nur zehn Generationen registrierten die Forscher sogar Jungtiere mit Schlappohren, Ringelschwänzen oder mit geschecktem Fell  und die Füchse reagierten auf Menschen mit Winseln und Schwanzwedeln. Sie wurden immer Hundeähnlicher. Das Verblüffendste dabei war, dass Anzeichen  eine Domestikation bereits nach drei bis vier Generationen eingetreten sind und nicht mehrere Tausend Jahre benötigten, wie bis dahin angenommen wurde. Es zeigten sich nicht nur äußerliche Veränderungen, sogar die Konzentration des Stresshormons Adrenalin wurde viel niedriger, oder fehlte sogar im ruhigen Zustand, was die fehlende Aggressivität der Tiere erklärt. Wildtiere müssen immer auf der Hut sein, stehen fast permanent unter Stress.  Ist das fehlen von Stress bei " domestizierten " Tieren ein weiterer Baustein des längeren Leben ? Ist Entspannung, außer guter Ernährung und ärztlicher Versorgung, ein weiterer Grund, warum die Lebenserwartung in menschlicher Obhut auf das doppelte steigt? Denn wir wissen, dass auch uns Menschen Stress krank machen kann. Also warum soll es nicht  auch bei Raubkatzen ähnlich sein? Sind Wildtiere, die schon seit mehreren Generationen in menschlicher Obhut leben schon teilweise domestiziert und damit keine WIldtiere mehr? Was meinen SIe dazu? Mit diesem Phänomen möchte ich mich in der Buchfortsetzung auch noch mehr befassen.

 

Samur wurde am 26. Juni 2012 im Zoo Wuppertal, zusammen mit drei weiteren Geschwistern Bagai, Suna und Saminka, geboren. Seine Mutter Mymoza (geboren im Oktober 2005) kommt aus dem Zoo Moskau, Vater Wassja  hat das Licht der Katzenwelt am 16.Dezember 2004 im Zoo Schwerin erblickt (Eltern: Zabor und Dschuna, Geschwister: Buran und Mandschu). Wildlebende männliche Tiger bleiben fast zwei Jahre bei der Mutter und werden mit etwa drei Jahren Geschlechtsreif. In menschlicher Obhut kann die Geschlechtsreife viel früher eintreten ( mehr dazu in meinem Buch - Kapitel "Tiger" ) und deswegen werden Männchen schon früher von der Mutter separiert. So ist Samur schon mit etwa 1,5 Jahren - am 6. November 2013 nach Nürnberg gezogen. Hier hat auf ihm die wilde Katinka schon gewartet.

 

Natürlich durften die zwei nicht sofort zusammen gebracht werden. Samur war noch ein halbes Baby und auch Katinka brauchte noch Zeit. Sie haben sich aber ausgiebig im Raubtierhaus beobachten und wenn sie abwechselnd auf der Aussenlage waren auch riechen können. Die erstne Versuche wurden erst im Frühjahr 2015 unternommen. Obwohl alle dachten, dass sich die Katinka eher "zickig" zu ihrem Partner zeigen könnte, war es Samur, der wohl nicht so genau wusste, was er mit der am Boden rollende "Madam" anfangen sollte. In der Zeit waren auch die Pfleger in Alarmbereitschaft. Das Liebespaar war unter ständiger Beobachtung, denn eine Verpaarung kann auch gewisse Risiken mit sich bringen (siehe Buch Kapitel "Paarungsverhalten").  Beim ersten Mal hat es zwar nicht gleich geklappt, aber bei dem zweitem Versuch hat wohl alles "gepasst".

 

Am 06. Juli 2015, kurz nach Samurs drittem Geburtstag, wurden zwei freche Buben geboren - Aljoscha und Volodya. Katinka ist eine wundervolle Tigermutti, die sich vorbildlich um ihre Jungs kümmert. Es ist ein wunderschönes Bild die drei in der Außenlage zu sehen: tobende Jungtiere und sie - ruhig und ausgeglichen und immer ein Auge darauf, was die Zwillinge wohl wieder anstellen wollen.  

 

Hier ein großes Kompliment an alle ihre Tierpfleger, die Katinka mit viel Geduld und Liebe gezeigt haben, dass ihr Menschen nichts böses wollen. Danke.

 

Mehr Fotos findet ihr HIER

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Silvia Hönicka (Mittwoch, 20 Januar 2016 19:21)

    Schön geschrieben und interessant. Weiter so ;-)

  • #2

    Eva L. Baby (Mittwoch, 20 Januar 2016 19:27)

    Immer interessant, über die Herkunft und Verbindungen der Wildkatzen zu hören. Damit diese erhalten bleiben, müssen gesunde Jungtiere geboren werden, und dazu ist es wichtig, dass es keine Inzucht gibt. Es freut mich, dass es mit dem Nachwuchs der beiden Nürnberger Tiger geklappt hat.Erinnert mich an unseren Coto, dessen Mutter Cora (inzwischen leider altershalber verstorben) auch aus der Wildnis kam. Solche Verbindungen frischen die Genpoole der Zoos auf.Ich würde mich sehr über eine Buchfortsetzung freuen, den ersten Teil hab ich mit grossem Interesse und Freude gelesen.

  • #3

    Dagmar Süß (Donnerstag, 21 Januar 2016 07:57)

    Wie immer, super interessant . Eine plausible Erklärung, warum Tiere in menschlicher Obhut sehr viel älter werden. Ich glaub schon, daß das mit den Streßhormonen zusammen hängt. Streß ist halt ungesund - für Mensch und Tier ;-)

  • #4

    Döltl Eva (Mittwoch, 17 Februar 2016 21:49)

    ich freu mich schon, "deine " Tiger bald wieder zu sehen !
    Liebe Grüße Eva